Mit Hilfe eines Compilers wird die in einer höheren Programmiersprache beschriebene Software nun in der Regel vollautomatisch in die Maschinensprache des Prozessors übersetzt, so dass sie dort ausgeführt werden kann. Es liegt deshalb nahe, dieselbe Idee, auch für den Hardwareentwurf zu verwenden, und sich einen "Silicon-Compiler" vorzustellen, mit dessen Hilfe aus dem in der Hardware-Beschreibungssprache vorliegenden Entwurf ebenfalls vollautomatisch die für die Fertigung einer integrierten Schaltung erforderlichen Daten erzeugt werden. Tatsächlich ist dies – und wird es voraussichtlich auch bleiben – ein Traum. Der dazu erforderliche "Übersetzungsprozess" ist derartig komplex und aufwändig, dass er nur als Abfolge von zahlreichen unterschiedlichen Entwurfsschritten mit zunehmendem Detaillierungsgrad beherrscht werden kann. Viele dieser Schritte sind heute automatisiert bzw. teilautomatisiert. Wir sprechen dabei von Entwurfsautomatisierung (Electronic Design Automation, EDA) und sind damit beim eigentlichen Gegenstand dieser Vorlesung angelangt.
EDA als solches ist ein aktueller Forschungsgegenstand, dessen Status sich kontinuierlich verändert. In dieser Vorlesung wird der heutige Stand dargestellt, wobei der Schwerpunkt auf den grundsätzlichen Prinzipien und Algorithmen liegt. Der aktuelle Stand in der Praxis kann davon im Detail abweichen. Wichtig ist deshalb, die grundsätzliche Vorgehensweise und die zugrundeliegenden Zusammenhänge zu verstehen. Dies soll, anhand exemplarischer Beispiele vermittelt werden.